RP Online - Hollys erste Sitz-Versuche auf der Toilette

Hollys erste Sitz-Versuche auf der Toilette
Familie Tögel stellt den Alltag ins Netz

Als die Tögels am 8. Dezember 1995 von Krehwinkel bei Stuttgart nach Denver in den USA auswanderten, entschloß sich Vater Peter, fortan die ganze Welt am Leben seiner Lieben teilhaben zu lassen. Eine Nacht verbrachte der 32jährige Produktmanager vor dem Computer, um sich und seiner Familie unter der Adresse www.diac.com/~ptogel/ ein virtuelles Zuhause einzurichten. Fortan waren die Tögels nie mehr allein.

In regelmäßigen Abständen veröffentlicht Vater Peter unter der Überschrift "Rundmail aus Denver" Nachrichten aus der Privatsphäre. Besonders gerne beschäftigt sich der rundliche Mann dabei mit dem Entwicklungsstand seiner beiden Töchter Holly (1) und Jamie-Lee (4) und den Auswirkungen auf das Nervenkostüm seiner Frau Conni. "Holly fängt übrigens gerade an, sich für's Toilettenbenutzen zu interessieren und hat sich besonders für die Toilette im Hotel begeistert", schrieb der kreative Vater kurz vor dem Jahreswechsel. "Immer wieder bestand sie darauf, auch mal draufzusitzen (leider erfolglos...). Hoffentlich wird's kein solches Drama wie bei der großen Schwester, sonst endet Conni irgendwo in einer Gummizelle."

Wen interessiert das?

Es drängt sich die Frage auf, wer sowas lesen will. Hier kann man grundsätzlich auf die Fussbroichs aus Köln verweisen, die ja ein lebender Beleg dafür sind, wie eine ganz normale Familie mit exhibitionistischen Darbietungen aus dem Privatleben ein breites Publikum vor die Fernseher lockt. Auch die Tögels sind mittlerweile im Netz ein feste Größe, auch wenn Vater Peter glaubhaft versichert, die Internetseiten ursprünglich nur als Verbindungsmedium zu Verwandten und Freunden erstellt zu haben. "Im Laufe der Zeit hat sich das verselbständigt", sagt er. Heute lockt die Internet-Family Surfer aus der ganzen Welt auf ihren Rechner. Das Online-Gästebuch quilt über. Charakteristisch ist der Eintrag von Frank Südekum aus Duisburg. "Ich habe mich selten über soviel feinsinnigen Humor gefreut. Ich hoffe, daß Ihr auch weiterhin der großen Fan-Gemeinde treu bleibt und wir uns auf Eure Kosten an der weiteren Entwicklung der Familie Tögel teilhaben last."

Der dauerhafte Blick durch Schlüsselloch wird auf zahlreichen andere Internetseiten völlig zurecht als Tipp der Woche oder des Monats geführt. "Dank Papa Tögels Programmierkunst gehört die Site zu den gestalterisch besten privaten Homepages überhaupt", schrieb ein deutsches PC-Magazin. Daß Papa Tögels Programmierkunst eigentlich gar nicht vorhanden war, sondern erst in besagter Nacht erwuchs, kann die private Online-Gemeinde nur ermutigen.

Rheinische Post und rp-online
Erik Felske